❗️ DAS GENICK ❗️
Schlüsselstelle für gerittene und gefahrene Pferde
Bei meinen Behandlungen finde ich fast kein Pferd, welches hier nicht mehr oder weniger ein Thema hat.
Warum das so ist ?
Zuerst sollte man sich bewusst machen, dass Pferde von Natur aus 16 Stunden mit gesenktem Kopf auf Nahrungssuche sind und fressen, die anderen 8 Stunden des Tages verbringen sie mit einer etwa waagrechten Kopf- / Halshaltung und ruhen sich aus.
In dieser Haltung wird die Brust- und Lendenwirbelsäule über das Rücken- und Nackenband so stabilisiert, dass die Eingeweide (ca. 200 kg) ohne Muskelkraft getragen werden können und das Pferd somit geradezu unglaublich kraftsparend sein Leben verbringen kann.
Seltene Momente in denen in der Natur das Pferd diese Haltung aufgibt sind Alarm, Flucht, Verteidigungs- und Imponiergehabe oder Spiel.
Hebt also das Pferd seinen Kopf über die Waagrechte hinaus lockert sich Nacken- und Rückenband,
die Folge: die Wirbelsäule ist nicht mehr stabilisiert und das Pferd benötigt reine Muskelkraft um seinen Kopf tragen zu können.
Die Halswirbelsäule verändert ihre Form und wird zu einer S-Linie.
Dadurch entstehen scharfe Biegungen im Genick sowie am Übergang von Hals- zur Brustwirbelsäule, die Wirbel werden ineinander gestaucht und verletzungsanfälliger gemacht. Zudem sinkt ohne den Halt des
Nacken- / Rückenbandes der rein muskulär und fascial aufgehängte Brustkorb des Pferdes ab, wird komprimiert und erschwert die Atmung. Brust- und Lendenwirbelsäule hängen ebenfalls durch ohne die Stabilisierung von Nacken- / Rückenband, dadurch muss das Pferd Muskelkraft einsetzten um die Eingeweide zu tragen.
Geht das Pferd also wie gewünscht am Zügel, öffnet sich das 1. Kopfgelenk, dadurch wird das Nackenband und die Bewegungsmuskulatur des Genicks gedehnt und müssen Haltekräfte aufbringen für die sie von Natur aus überhaupt nicht ausgelegt sind.
Jeder Zug am Zügel oder am Halfter und wenn noch so kurz überdehnt die kurzen Nackenstrecker.
Die gedehnten / überdehnten Muskeln müssen Haltearbeit verrichten, dadurch kommt es zu weniger Durchblutung und die Folge sind Schmerzen.
Noch dazu sollte man sich immer wieder vor Augen führen, dass das Genick des Pferdes der knöcherne Teil ist der mit als letztes
ausgewachsen / ausgehärtet ist.
Die absolute Aufrichtung kann auch ein gut trainiertes Pferd nur wenige Minuten halten, deshalb denkt bitte immer daran :
Muskeln können nur gut arbeiten wenn sie sich regelmäßig anspannen und entspannen.
Geht das Pferd locker vorwärts-abwärts und hat die Chance die Nase vor die Senkrechte zu nehmen, dann können sich die feinen Bewegungsmuskeln des Genickes und alle anschließenden Strukturen entspannen.
Wird das Pferd in eine unphysiologische Haltung gezwungen oder gar durch Hilfszügel fixiert, fehlt die abwechselnde Phase der Anspannung und Entspannung und das Pferd entzieht sich durch Schonhaltung.
Es rollt sich ein oder geht gegen den Zügel und hebt sich heraus, ganz klar gehen beide Strategien auf die Kosten der gesamten Statik und haben Überlastungen von Vorhand, Rücken, Hinterhand zur Folge. Im Laufe der Zeit können sich dadurch dann Erkrankungen wie Kissing Spines, Hufrollenentzündung, Arthrosen, Sehnenprobleme etc. entwickeln.
Das Genick ist Ursprung vieler Probleme und sollte beim Umgang, im Training und bei der Behandlung immer entsprechend Beachtung finden und weitestgehend geschont werden.
Als Therapeutin sehe ich natürlich immer das Pferd als Ganzes und schenke nicht nur einem Gelenk / Wirbel die Aufmerksamkeit.
Ausserdem sind natürlich weitere Informationen wie letzte Hufbearbeitung, letzte Zahnbehandlung (gerade bei Genickthematik), letzter Sattlertermin etc. sehr wichtig und müssen mit in die Betrachtung und anschließende Behandlung zwingend mit einfließen.
✅ individuell
✅ ganzheitlich
✅ gesundheitsfördernd
Basis für Training und Therapie - für Pferd 🐴 und Reiter 🙆🏼♀️
Hört auf Euer Bauchgefühl und reitet mit offenem Herzen ❤️
Bleibt im hier und jetzt und vergesst alles drum rum - spüre Dich und Dein Pferd
Liebe Grüße Nici
Nicole Reiber
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